Elisabeth Noack · Heilpraktikerin ·
„Und es kam der Tag, da das Risiko, in der Knospe zu verharren,
schmerzlicher wurde, als das Risiko zu blühen.“
(Anaïs Nin)
Nichts hat unsere Weiblichkeit so nachhaltig geprägt wie die Menstruation. In den ersten, den
frühesten Tagen wurde Zeit durch das zyklische Kommen und Gehen "erfunden", erspürt und
erlebt. Bewusstsein wurde dadurch möglich, die Wahrnehmung der Zyklen, der Natur um uns und
unserer Selbst als Teil des Ganzen. Nichts hat unser Empfinden von der Verbundenheit mit allen
Dingen und allen Rhythmen des Lebens so sehr beeinflusst wie dieses monatliche Ereignis.
Tausende von Jahren später - heute - leiden Frauen unter PMS, unter Schmerzen und Krämpfen
während der Blutung, wenn sie überhaupt eine haben, und an Krankheitsbildern wie z.B. der
Endometriose. Wie weit hat sich Frau von sich selbst entfernt, sich ihren Körper enteignen lassen
und unterliegt dem Zauber der Deutungen von außen, über Dinge die ihr Innenleben betreffen?
Wo ist die Verbindung zu sich selbst geblieben, die innere Stimme, das Vertrauen in die Rhythmen
des Lebens?
Die Mensis lässt Frau im besten Fall unverstanden über sich ergehen, im schlimmsten Fall wird sie
verleugnet und abgelehnt.
Die wenigsten Frauen wissen heute noch, dass die Menstruation früher große Bedeutung hatte,
heilig war und als mächtige Zeit galt, was die jahrtausendealte Tradition von Menstruationsriten in
Frauenkulturen belegt. Uralte Kräfte wohnen ihr inne - die Kraft des Sichtbar-Seins und der
Identität, des Loslassens und der Erneuerung; auch Körperlichkeit und Sinnlichkeit, sexuelle
Energie und Selbstbestimmung - denn wenn eine zu dieser Zeit mit einem Mann intim ist, tut sie
das aus Freude an der Lust und nicht aus Fruchtbarkeit und dem Wunsch, Mutter zu werden.
Die Energie, die heute in die Verfluchung und Ablehnung der Menstruation gesteckt wird, könnte
viel besser für die Integration dieser alten Macht in das eigene Leben genutzt werden. Der rote
Faden zieht sich durch das Leben einer jeden Frau. Auf dem Weg zu uns selbst kommen wir an
dieser Tatsache nicht vorbei. Es ist der monatliche Schmerz, der uns die Tiefe der Verletzung
unseres Weiblich-Seins bewusst macht. Es ist an der Zeit, diese Wunde zu heilen.